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Maria Moser

Materie in spiritu

Maria Moser gehört zur mittleren Generation der zeitgenössischen Kunst der Alpenrepublik. 1948 in Frankenburg/OÖ geboren, studiert sie von 1968-73 an der Akademie der Bildenden Künste Wien, um sofort nach Erhalt des Diploms als freischaffende Künstlerin zu arbeiten.

Sie erhält frühzeitig Anerkennung: dem Staatsstipendium für Malerei folgen Auszeichnungen und Preise des Wiener Kulturfonds, des Kulturrings der Wirtschaft und des Landes Oberösterreich. Ausstellungen in vielen wichtigen Städten, Institutionen und Galerien Österreichs führen zu Präsentationen im Ausland u.a. in Kairo, New York, Washington, Zürich, Luxemburg und Locarno. In Deutschland waren ihre Werke zu sehen u.a. in Düsseldorf, Frankfurt, Stuttgart, Hannover und St. Petri in Lübeck.

Sie ist aufgewachsen und lebt bis heute in der elterlichen Schmiede. Sie hat die sinnlichen Sonderheiten dieses Ambiente, die visuellen Eindrücke, die Geräusche, Gerüche, das Hand-Werkliche in sich aufgesogen; die Umgebung hat sie geprägt und ist letztendlich zur Basis ihrer Bildästhetik geworden.

Ihre Bilder sind, bei aller Abstraktion, unverkennbar dem Material Eisen gewidmet; seiner Archaik und Rohheit ebenso wie seiner Erhabenheit und Kühnheit; der Erhitzung bis zur Rotglut ebenso wie der Formung und Erstarrung; seiner Funktionalität wie auch seiner Vergänglichkeit im Rost – Liebesbekundungen, Ehrenbezeugungen, Hommagen an ein Urmetall.

Maria Moser begegnet der Wuchtigkeit, ja, der Macht des Materials zum einen mit großen, raumfüllenden Formaten, zum anderen mit expressiven Farben. Ihre bis zu 8 x 3 m großen Formate und der grobe, fast rohe Bildträger korrespondieren eindrucksvoll mit der ursprünglichen, dräuenden Gestalt des Eisens; sie scheinen die Leinwand zu sprengen, sich in den Raum hineinschieben zu wollen: brachiale Elemente.

Die stark pastosen Farbaufträge vertiefen die Impression von der Archaik des Erzes: das dramatische Schwarz signalisiert Irdenheit, Unbeugsamkeit, auch Gewalt; ein unnachahmliches, explosives Rot markiert Hitze, Feuer, Glut und formende Beherrschung der Materie; grau-bräunlich-violette Passagen, Asphalt- und Sandaufträge dazu, erinnern an Rost und Auflösung; das irritierende Blau (schöner nur noch bei E. Schumacher zu finden) läßt an Abkühlung denken, steht für Verletzbarkeit und Schrunden. So monumental viele Arbeiten, so wenig wirken sie wie eine Last: die scheinbare Schwergewichtigkeit behält immer eine erstaunliche Komponente der Leichtigkeit, des Schwebens im Raum: die Materie erhebt sich über die Schwerkraft, gewinnt eine geistige, gelegentlich kontemplative Dimension: Materie in spiritu, vice versa.

Zu diesem Eindruck eines materialisierten Geistes tragen die immer wiederkehrenden Kreuzungen bei: machtvolle Farbbahnen, die sich kreuzartig überschneiden, vermitteln mystische Gefühle und geben Bildern eine Aura.

Es liegt nahe, daß eine so sehr Materie assoziierende Malerei ihr Pendant in der Plastik sucht. Deshalb arbeitet Maria Moser auch skulptural. Aus Eisen, Stahl, Holz und Stein entstehen Objekte, die, mit Spuren von Malerei versehen, den in den Bildern angelegten Schritt aus der Zwei- in die Dreidimensionalität vollziehen.

Maria Moser ist eine bescheidene Frau; sie hat konsequent alle Ansprüche, alle Kraft, alle Ambitionen in ihre künstlerische Arbeit investiert. Und dies jenseits aller Moden und Märkte und entgegen aller Trends fort von Malerei und Plastik. Entstanden ist so in einem Vierteljahrhundert ein in sich vielschichtiges, aber zugleich komplexes Werk. Ein Werk, das heute schon Gültigkeit besitzt.

Björn Engholm, Lübeck

Information

4. Dezember 2003
bis 18. Januar 2004

Palais Harrach, 1. Stock
Freyung 3, 1010 Wien

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