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Alfred Hrdlicka

Eine Sammlung kuratiert von Peter Baum

Der existenzielle Befund des Menschen

Er ist ein Fanatiker der Wahrheit, dessen künstlerischer Vollzug weder Kompromisse noch Tabus kennt. Seit einem halben Jahrhundert geht Alfred Hrdlicka, der drahtige, sensible Berserker, mit Engagement, Mut und Zivilcourage jenseits aller Anpassungsbedürfnisse den Weg, den ihm Haltung und künstlerisches Credo vorschreiben. Mit einer künstlerischen Vielseitigkeit ohnegleichen, voller Anspannung und Verve und ständig auf den Zusammenhang von Politik und Kunst bedacht, zollt er – gegenstandsorientiert und der menschlichen Figur wie dem Menschen als regulativem Ausgangspunkt allen Gestaltens verpflichtet – der Bildhauerei wie der Zeichnung, der Malerei wie der Radierung und Lithographie seinen aktuellen und zugleich die Zeiten überdauernden Tribut.

Die Trefferquote des expressionistischen Boxers mit dem schnellen Auge und präzisen Punch blieb dabei immer hoch und unbeirrt blieben auch Fariness und Durchhaltevermögen innerhalb eines künstlerlischen Werdegangs und Wettbewerbs, dessen Opportunitäten, Moden und Pluralismen Hrdlicka zu überstehen verstand. International längst anerkannt, als Hochschullehrer, Glossator und urwienerischer, nur schwer zu bremsender Diskutant bei Talkshows gleichermaßen gesucht wie unersetzlich, bildet er einen nur noch mit Thomas Bernhard vergleichbaren Paradefall heimischer Haßliebe.

Im Spannungsfeld privater Sammlungen

Es sind Einblicke in unterschiedlich angelegte, aber auch in ihrer Größe differierende Wiener Sammlungen, die in Anpassung an Raumgrößen und Raumabfolgen des Palais Harrach einen spannungsvollen Exkurs zu und über Alfred Hrdlicka ergeben. Bezogen auf einen zeitlichen Rahmen von vierzig Jahren konfrontiert die von Peter Baum kuratierte Ausstellung ebenso sehr mit bedeutenden Hauptwerken (Bronzen und großen Bildern) wie mit kleinen, einfühlsam gehängten Ensembles von Graphiken und Zeichnungen; - ein Allover des heute 73jährigen Künstlers und seiner mehr als zwei Jahrzehnte währenden Zusammenarbeit mit dem Wiener Galeristen Ernst Hilger. Was Partnerschaft, Sammelleidenschaft und respektvolle persönliche Beziehungen so alles provozieren und zum Verständnis eines gewichtigen Oeuvres beitragen, wird in wesentlichen Teilbereichen der Ausstellung ebenso sichtbar wie Hrdlickas unermüdliche Agitation und Aufklärungsarbeit.

Gemeinsamer Nenner bei allen an der Ausstellung Beteiligten ist deren jahrzehntelanges großes Engagement und die persönliche Auseinandersetzung mit dem Werk eines Künstlers, dessen ganze Subjektivität einer Wahrheitssuche und bildnerischen Offenlegung gilt, die Kontroversen per se provoziert.
Mehr als 200 Werke als eine etwas andere Hrdlicka-Ausstellung und Fazit dessen, was ohne vollständigen retrospektiven Anspruch den Künstler ausmacht.

Information

15. Januar 2002
bis 28. Februar 2002

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