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Hl. Veronika mit dem Schweißtuch
Um 1577/80
Toledo, Museo de Santa Cruz

 

  Die Legende der Heiligen Veronika bildete sich im 15. Jahrhundert in ihrer endgültigen Fassung heraus. Veronika war eine der Heiligen Frauen, die Christus auf seinem Weg nach Golgatha beweinten. Nachdem sie mit einem Tuch den Schweiß vom Gesicht Christi gewischt hatte, sollen sich seine Züge auf dem Tuch abgezeichnet haben.

Die expressive und mystische Wirkung des Bildes erreicht El Greco durch die Farben und das Licht. Gleichzeitig spielt er mit den Realitätsebenen und scheint sie zu vertauschen. Die Heilige Veronika, eigentlich die dreidimensionale Figur des Gemäldes, ist eher flach gestaltet: sie wirkt körperlos, dematerialisiert und scheint im Licht aufzugehen. Im Gegensatz dazu verleiht El Greco dem eigentlich zweidimensionalen Abbild Christi körperliche, dreidimensionale Züge. Dieser Eindruck verstärkt sich noch durch einen weiteren Gegensatz: Während Veronika ihr Gesicht abwendet, richtet Christus seinen Blick frontal auf die Betrachter.