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Maria Immaculata mit hl. Johannes Evangelist
Um 1580/86
Toledo, Museo de Santa Cruz

 

  Die Unbefleckte Empfängnis war eines der wichtigsten Themen der Gegenreformation. Damit ist nicht die Jungfräulichkeit Marias gemeint, sondern die Vorstellung, daß sie selbst ohne Erbsünde empfangen wurde. In Spanien hatte sich dieses Dogma schon bald durchgesetzt, und hier entwickelte sich auch seit dem 16. Jahrhundert das ikonographische Schema. Bestimmend waren dafür zwei Bibelstellen: das Hohe Lied Salomons und die Apokalypse des Johannes.

El Greco bezieht sich hier insbesondere auf die Apokalypse. In der linken unteren Ecke des Bildes ist Johannes im Augenblick seiner Vision zu sehen, die in der Bibel folgendermaßen geschildert wird: "Und es erschien ein großes Zeichen im Himmel: ein Weib, mit der Sonne bekleidet, und der Mond unter ihren Füßen, und auf ihrem Haupt eine Krone von zwölf Sternen." El Greco modelliert den athletischen Körper von Johannes vergleichsweise naturalistisch, während bei der überlängten Figur Marias und den himmlischen Wesen der spirituelle und dynamische Charakter der Vision dominiert.